Am 29.11.2011 wurde der Handwerker durch Presseberichte aus seinen Träumen von der großen Finanzwelt gerissen. BCI habe 4000 Anleger um rund 100 Millionen Euro geprellt, teilte die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft mit. Mehr als 120 Ermittler rückten zur Razzia aus, sie durchsuchten Büros und Wohnungen in Deutschland, der Schweiz, Kanada, Litauen und Spanien. Nicht besucht wurde die Park Avenue 445 in Manhattan: Es handelte sich lediglich um eine Briefkastenadresse („Virtual Office“), die ein Dienstleister dort für 279 Dollar pro Monat anbietet.

Betrüger, die mit großem Auftritt und noch größeren Versprechungen Geld einsammeln und beiseiteschaffen, haben in Krisenzeiten Hochkonjunktur. Mit schwindelerregender Beredsamkeit täuschen sie die Opfer. Oft zahlen sie sogar zunächst die in Aussicht gestellten Zinsen – mit dem Geld anderer Anleger.

Derzeit bricht über Deutschland eine solche Lawine des Anlagebetrugs herein. Von Nürnberg bis Hamburg sind bei den Gerichten mehrere Großverfahren anhängig, in einigen geht es um dreistellige Millionensummen. Experten schätzen den jährlichen Schaden auf 20 bis 30 Milliarden Euro.

Ulrich Engler (51) versprach den Kunden sogar 72 % Rendite pro Jahr – durch Day-Trading, also Wertpapiergeschäfte, die innerhalb eines Tages abgeschlossen sind. Das ist die Domäne der Investmentbanken und Hedgefonds, doch selbst die schaffen nicht annähernd solche Traumrenditen.

Alle wollen nur Provisionen

Viele Geldhäuser haben in den vergangenen Jahren durch zweifelhafte Geschäftspraktiken Kredite verspielt. Allzu oft ging es – und geht auch heute noch – Bankberatern in Kundengesprächen darum, Renditevorgaben des Vorstands zu erfüllen, nicht darum, welche Form der Vermögensanlage für welchen Kunden die sinnvollste ist. „Das Vertrauen in die Banken ist auf dem Tiefpunkt“ sagt der Münchener Anlegeranwalt Oliver Busch.

Da verwundert es nicht, dass Kunden zu alternativen Anbietern gehen – besonders wenn diese mit grüner Geldanlage in erneuerbare Energien werben, wie es die European Energy Consult Holding AG (EECH) tat.

Beschuldigte bei Betrugsverfahren stammen oft aus wenig privilegierten Bevölkerungsgruppen, weiß Wirtschaftsprofessor Klaffke. Der Wunsch nach sozialem Aufstieg und Respekt ist bei ihnen oft ebenso groß wie die Geldsucht. Manchmal gehen Gier und Geltungsdrang eine gefährliche Verbindung ein, so wie bei der Gesellschaft zur Förderung erneuerbarer Energien (GFE) in Nürnberg. Die bot Bio-Blockheizkraftwerke an, die dank innovativer Technik 75 Prozent der Energie aus Rapsöl in Strom umwandeln sollten.